In Temeschwar (Timișoara) finden wir unsere Sprache wieder. Trotz Nieselregen begrüsst uns die Stadt freundlich. Mit Italienisch und etwas Kreativität kommen wir mit den rumänischen Schildern gut zurecht und erhalten hilfreiche Auskünfte. Überraschend schnell finden wir den „Camping international“, der, wie im Lonely Planet beschrieben, im Wald am Rande der Stadt liegt. Das Waldstück ist zwischen Autostrasse und Bahngeleise eingeklemmt, was der Verfasser des Führers anscheinend nicht für erwähnenswert hielt. Uns soll es die Campinglaune nicht verderben. Das unheimliche Heulen und Keuchen des vorbeidonnernden Nachtzuges wird geniale Aufnahmen ergeben und da wir die einzigen Gäste sind, können wir hier in Ruhe am Blog arbeiten.
Wir bleiben nicht lange alleine. Tags steht ein Zelt mit der Aufschrift „around the world“ neben dem Unsrigen. Daneben ein Fahrrad. Zac will mit dem Fahrrad einmal die Welt umrunden. Wir laden ihn zum Nachtessen ein und erfahren dabei mehr zu seinem unglaublichen Projekt (siehe www.zacplusbike.com). Er reist auf einer ähnlichen Route nach China (und weiter) und wir unterhalten uns über aufwändige Reisevorbereitungen. Später trifft eine französische Famile ein, die mit dem Camper von Frankreich nach Russland und dann mit der Transsibirischen in die Mongolei unterwegs sind. Sie berichten uns von ihren Erlebnissen an der Grenze. Der Vater ist dunkelhäutig und die bosnischen Grenzbeamten konnten angeblich kaum glauben, dass er französischer Staatsbürger ist, mit Kindern reist und keine Drogen schmuggelt. Offensichtlich geniessen es alle, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Tags darauf unternehmen wir einen Ausflug ins Stadtzentrum. Bei Sonnenschein scheint uns Temeschwars Flaniermeile richtiggehend aufzublühen und wir bewundern manche geschichtsträchtigen Gebäude der Altstadt. Sorgfältig renovierte Neubauten, ein modernes Univiertel und eine Touristeninformationsstelle mit einwandfreien Auskünften verleihen der Kleinstadt etwas internationalen Glanz. Es erstaunt nicht, dass die Bevölkerung dieser Stadt die Rumänische Revolution initiiert haben soll.
Wir schwimmen im modernen Freibad, schlendern durch die vielen Studentenkaffees und erfahren, dass in der Unibibliothek heute der Film „Sennentuntschi“ (CH-Mundart Film) mit rumänischen Untertiteln gezeigt wird. Hier könnte man sich glatt niederlassen. Doch unsere Pässe liegen schon auf der Schweizer Botschaft in Bukarest bereit und die beflissenen Botschaftsmitarbeiter haben uns bereits nach der genauen Ankunftszeit gefragt. So steigen wir sonntagabends mit vielen Studenten in den Nachtzug der uns in die rumänische Hauptstadt bringt.