Wie zwei herrenlose Hunde hocken wir neben dem inzwischen leeren Bus der uns hierher, nach Sinop gebracht hat, und beraten uns über unser weiteres Vorgehen. Die vorbeigehenden Busfahrer kennen offenbar keinen Camping in Sinop und das, obwohl wir ihnen fünf verschiedene Adressen von Campings, die wir vorsorglich herausgeschrieben haben, unter die Nase halten. Schliesslich, einer erbarmt sich unser und wir werden beim angeblich attraktivsten Camping der Stadt abgeladen. Trotz genialer Lage direkt am Meer, über die vielen Krabbeltiere (die sich an den Kuhfladen natürlich überhaupt nicht stören) und die Bauarbeiten an der Infrastruktur, lässt es sich nicht hinwegsehen. Nach einer Übernachtung beschliessen wir, dass wir dringende Erholung von den hieisgen Camping-Verhältnissen brauchen und machen uns auf in die Stadt, fest entschlossen die allerbeste Unterkunft zu suchen. Ein Unterfangen, dass sich als gar nicht so leicht herausstellt. Wir finden zwar einige Pensionen die unserer Preisvorstellung entsprechen, meist aber sehr eigenartig riechen. Bei diesen aufdringlichen Geruchs-Variationen sehnen wir uns nach dem natürlichen Weidegeruch des Campings zurück. Wir merken, dass wir eine Klasse weiter oben, bei Mittelklasse-Hotels (Sterne sind hier offenbar etwas willkürlich verteilt) suchen müssen.
Da Vorsaison ist, lässt sich hier sicher was Gutes aushandeln, denken wir uns. Tatsächlich, schauen wir uns nach dem ersten Preisangebot kopfschüttelnd an, wird uns sogleich ein zweiter Preis genannt. Lassen wir uns dann das Zimmer zeigen, müssen wir meist noch einmal beteuern, dass wir verheiratet sind, um ein Doppelzimmer vorgeführt zu bekommen. Nach Prüfblick auf sanitäre Anlagen lohnt es sich, nochmals nach anderen Zimmern zu fragen. Erst dann wird uns jeweils das gezeigt, was wir uns gewünscht haben: ein Doppelzimmer im obersten Stock mit Meerblick. Erstaunlicherweise sind diese Zimmer genau gleich teuer wie die unteren, haben aber einen wunderbaren Ausblick. Da an den meisten Hotels noch irgendwelche Bauarbeiten verrichtet werden, sind diese Zimmer zusätzlich die ruhigsten.
Die Bauarbeiten sind schliesslich auch der Grund, wieso wir unser Traumzimmer zu einem Spott-Preis erstehen können:
Nach mehrstündigem Verhandeln und aushandeln wird uns das Hotel Boutique empfohlen, ein Hotel, das wir übersehen haben, da an den unteren beiden Stöcken gebaut wird. Auf der improvisierten Reception fragen wir nach, ob das Hotel geöffnet sei und man zeigt uns ein Appartment im obersten Stock. Was sich uns hier bietet ist umwerfend: eine kleine Wohnung mit zwei Doppelzimmern, Balkon mit Meerblick, Flachbildfernseher, Küche und schönen Sanitären-Anlagen. Wir handeln den Preis für das Doppelzimmer zu einem mehr als zufriedenstellenden Deal herunter. Als wir anschliessend unser Zimmer beziehen und merken, dass uns gleich die ganze Wohnung vermietet wurden, sind wir fast etwas verlegen, den Preis so weit gedrückt zu haben. Umso mehr geniessen wir das, was uns die Wohnung bietet: Ein Kühlschrank, wo Wassermelone, Bier und griechischer Salat Platz findet, eine richtige Waschmaschine, eine angenehme Duschbrause und ein Balkon wo sichs Prima Nähen und Lesen lässt und nicht zu vergessen, das Bett mit Meeresblick.
Hier wollen wir uns einmal wirklich für das Blog-schreiben und Programmieren Zeit nehmen. Abwechselnd arbeiten wir am Laptop. Wer nicht vor dem Keyboard sitzt, findet in Sinop genügend Beschäftigung. Die Stadt, auf einer Halbinsel gelegen, bietet Freiraum für so vieles, was wir in den letzten Tagen vermisst haben: einen Park zum Joggen, ein Meer, wo man trotz des Abfalls baden kann und Strassen, wo Frau ohne Kopftuch nicht auffällt.
Da unser Blog-Projekt umfangreicher ist, als anfangs gedacht, mieten wir die Wohnung gleich ein paar Tage. Die Bauarbeiten stören uns kaum. Erst als wir ein solches Schlafdefizit (wir arbeiten in Schichten, am Schluss auch nachts) haben, dass wir ganz gerne mal zwei Stunden tagsüber schlafen würden, wird uns der Lärm der Bauarbeiten zur Last. Diese sind inzwischen auf unserem Stock angelangt. Deshalb müssen wir dann auch unsere komfortable Unterkunft verlassen und das, obwohl der Blog noch nicht fertig ist. Wir ahnen, dass wir erst in Georgien die Ruhe haben werden, alles aufs Netz zu stellen.
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